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1940er-Jahre

Als der Zweite Weltkrieg 1939 ausbrach, war die Stimmung in Oberhausen keinesfalls mit der Euphorie des Ersten Weltkriegs zu vergleichen und viele Oberhauser blickten mit viel Skepsis in die Zukunft. Diese Skepsis war berechtigt, da ein Großteil der Männer tatsächlich Fronterfahrungen machen musste. Im Jahr 1940 bekamen die Oberhauser weitere Auswirkungen des Krieges zu spüren, als zwei der vier Glocken ihrer Kirche St. Peter und Paul für die Kriegsindustrie eingeschmolzen wurden. Wenige Jahre später, in der Nacht vom 25. auf den 26.2.1944, wurde die Kirche bis auf Turm und Außenmauern bei einem Luftangriff zerstört.[1]

Der Stadtteil Oberhausen wurde auch deswegen so stark von den Alliierten bombardiert, da in dessen unmittelbarer Umgebung kriegswichtige Industrie, wie beispielsweise die MAN, ansässig war.

Auch der Alltag der Oberhauser Kinder war direkt betroffen. Die Kapellenschule war damals eine der größten Schulen Oberhausens mit circa 1400 Schulkindern. Doch an einen normalen Unterricht war nicht zu denken, denn aufgrund des Krieges kam es zu erheblichem Stundenausfall. Allein im Schuljahr 1939/40 konnte an 129 Tagen kein Schulunterricht stattfinden. Mit dem Kriegsbeginn 1939 wurde der Unterricht zeitweise ausschließlich vormittags abgehalten, da man Luftangriffe eher in den Nachmittags- und Abendstunden vermutete. Im Jahre 1940 wurde zwar wieder der ganztägige Unterricht eingeführt, doch schon ab Ostern 1942 durften bereits wieder nur maximal 700 Kinder gleichzeitig die Schule besuchen, da nur für diese Anzahl Platz in den nahe gelegenen Luftschutzkellern war.[2]

Nach dem Kriegsende 1945 zogen die Amerikaner in Oberhausen ein und wandelten das, wie durch ein Wunder, unbeschädigte Gaswerk in ein militärisches Lager um. Gleichzeitig verhängten sie eine Sperrstunde, die rigoros durchgesetzt wurde. Jedoch waren die Amerikaner zu den Kindern in Oberhausen überwiegend sehr freundlich und bedachten sie oftmals mit ihrem Kleingeld. Der Standardspruch der Kinder, mit dem sie amerikanische Soldaten ansprachen, war »Please, ten penny!« um von den großzügigen Amerikanern ein zehn Pfennig Stück zu bekommen.[3]

Die Oberhauser machten sich bald mit vereinten Kräften daran ihren Stadtteil wieder aufzubauen und so konnte schon 1948 das Richtfest für die wiedererrichtete Kirche St. Peter und Paul gefeiert werden.
Aber auch hier in Oberhausen machte die akute Wohnungsnot den Menschen nach den Kriegsjahren zu schaffen. Aus diesem Grund wurde die Schönbachsiedlung errichtet. Wenn man heute die gepflegten Wohnhäuser betrachtet, kann man sich gar nicht vorstellen, dass an dieser Stelle einmal die Notsiedlung »Fischerholz« zu finden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden dort einfache Hütten errichtet, da im ganzen Augsburger Stadtgebiet über 10.000 Wohnungen fehlten. Diese Bauten sollten nur für zehn Jahre provisorischen Wohnraum bieten und anschließend als Ackerland genutzt werden. Es zogen jedoch immer mehr Menschen in das »Fischerholz«, dass 1963 endgültig in die Schönbachsiedlung umbenannt wurde.[4]

Text: SEBASTIAN KIERA